In einer aktuellen Pressemitteilung weist die Polizei Köln auf eine Veranstaltung in Kooperation mit der Sparkasse KölnBonn hin, bei der auf die Telefonbetrug-Problemematik aufmerksam gemacht werden soll.
Das Vorhaben ist wichtig und aller Ehren wert, aber wer schützt vor Anrufen durch die Sparkasse KölnBonn und deren Folgen? Meine letzte schlechte Erfahrung begann auch mit einem Anruf.
Für die neuen Leser: Ein von mir erworbenes Erbe bestand zu großen Teilen aus Wertpapieren. Um den Wert (die Finanzkrise kündigte sich an) zu erhalten, wurden Wertpapiere über eine Beratungsserie im Jahr 2008 in diverse Anlageprodukte (priv. Rentenversicherung, geschlossene Fonds) überführt. Am Ende der Serie war ich mit meinem Berater so verblieben, dass er mich informieren würde, wenn es noch ein passendes Produkt gäbe.
Dieser Anruf geschah dann nahezu ein Jahr (2009) später. Ich erinnerte mich kaum noch an diese Vereinbarung bzw. rechnete gar nicht mit einem Anruf. Bei diesem Anruf wurde mir mitgeteilt, dass ich doch mal in die Filiale kommen soll, um mir ein weiteres Produkt anzusehen, was ich daraufhin auch tat.
Angeboten und auch gleich abgeschlossen wurde der Nordcapital Offshore Fonds 4. Hierbei handelt es sich um eine Investition in Versorgungsschiffe für Ölplattformen. Der Fonds lief von Anfang nicht gut und mit fallenden Ölpreisen gab es nicht mehr genug für die Schiffe zu tun, der Fonds ging pleite. Von 15.750€ waren 13.000€ verloren.
Grundsätzlich bleibt festzustellen, dass ein geschlossener Fonds auf keinen Fall meinem Wunsch nach einer sichereren Anlage als den Wertpapieren entsprach. Die Empfehlung war schon im Grundsatz falsch.
Es erfolgte auch keine Aufklärung zu Risiken irgendeiner Art. Die Beratung Verkaufsveranstaltung erfolgte nur anhand eines doppelseitigen A4-Blattes, das natürlich nur die Vorzüge nennt. Nichtsdestotrotz war sich der Berater nicht zu schade, ins Protokoll einzutragen, dass ich ausführlich anhand des Prospektes aufgeklärt worden wäre. Das ist natürlich völliger Unfug. Weder habe ich das Prospekt vorab bekommen, noch war eines bei der Beratung vorhanden. Es musste sogar während der Unterschrift gesucht werden, sonst wäre ich ohne nach Hause gegangen. Und selbst wenn das Prospekt vorhanden gewesen wäre, wäre es immer noch nicht rechtzeitig vorab ausgehändigt worden.
Und mal anders überlegt: Wenn ich wirklich derart genau aufgeklärt worden wäre, wieso hätte ich das Produkt dann nehmen sollen? Es war 2009, die Finanzkrise war in vollem Gange, andere Schifffonds waren in Schwierigkeiten – da müsste man doch mit dem sprichwörtlichen Klammerbeutel gepudert sein, um zu dem Zeitpunkt einen Schifffonds zu erwerben. Und natürlich wäre das Produkt im Rahmen der Finanzkrise besonders aufklärungsbedürftig gewesen und das hätte das Prospekt gar nicht leisten können, da diese dort keine Erwähnung findet.
Es wurde offensichtlich ein Ladenhüter an den Mann gebracht, von dem der Berater ganz sicher wusste, dass die Chancen für den Erfolg des Produktes äußerst niedrig stehen müssen. Hier wurde bewusst getäuscht und Schrott verkauft, das Vermögen des Kunden bewusst aufs Spiel gesetzt.
Was entgegen des Protokolls auch nicht offengelegt wurde, sind die Kickback-Vergütungen. Leider wollte die Sparkasse KölnBonn auch auf mehrfache Nachfrage die Höhe nicht nennen, also kann ich hier nur mit Angaben diverser Anwälte arbeiten. Diese geben stolze 20% als Provision an! Wer bitte kann sich bei 20% davon freisprechen, dass er nicht durch die Höhe der Provision beeinflusst wäre? Abgesehen davon ist es ungeheuerlich, dass 20% der Anlagesumme überhaupt nicht ins Anlageobjekt fließen. Wieso sollte man so was nehmen?
Weiterhin weist das Protokoll auch andere Merkwürdigkeiten auf. So soll ich einen Verdienst von 1.000-2.000€ gehabt haben. Das ist ja schon mal an sich eine riesige Spanne, insbesondere, da das geerbte Haus noch mit einer Leibrente von monatlich knapp 900€ belastet war. Da bleibt ja offensichtlich nicht viel über, erst recht nicht, um einen Totalverlust einfach wegstecken zu können.
Schlimmer aber: Den Verdienst gab es nicht! Ich wurde auch gar nicht mehr danach gefragt. Vermutlich stammen die Daten aus dem Vorjahr. Aber auch da hatte ich den Job nicht, ich hatte lediglich angegeben, dass ich den in Aussicht hätte. Das Protokoll ist also schon im Ansatz falsch!
Ich hatte das der Sparkasse KölnBonn geschrieben und Einkommensteuerbescheide beigelegt, um das zu untermauern. Zurück kam dann, dass die Bescheide ja bei der Beratung (aufgrund des Datums) nicht vorgelegen haben könnten. Das zwar richtig, aber die Bescheide sollten nachträglich belegen, dass das Protokoll falsch ist, dazu gab es kein Wort.
In Wirklichkeit hatte ich zu der Zeit keinen Job. Daher hatte ich neben den Wertpapieren für diesen Fonds auch Wertpapiere verkauft, um davon leben zu können. Und zwar genau bei diesem Termin! Der Berater muss also gewusst haben, dass es mir finanziell nicht gut geht. Trotzdem wurde der Fonds skrupellos weiter verkauft. Spätestens hier wäre es für jeden einigermaßen moralischen Menschen doch an der Zeit gewesen, die Notbremse zu ziehen und zu sagen „wenn es ihnen finanziell gerade nicht gut geht, ist das aber nichts für Sie“. Aber nein, es wurde billigend in Kauf genommen, dass ich trotz schlechter Einkunftlage erheblich Geld verliere.
Lustigerweise stellt man sich im Protokoll auch selbst ein Bein, so soll das Produkt als Altersvorsorge dienen. Dazu sind solche risikobehafteten Produkte aber regelmäßig nicht geeignet.
Bleibt noch zu erörtern, wieso ich das Protokoll unterschrieben habe. Habe ich bewusst gar nicht! Ich kann mich erinnern, die Antragsformulare unterschrieben zu haben und habe diese auch auf korrekte Daten überflogen, an ein Protokoll erinnere ich mich nicht. Es lag vermutlich als unterstes Dokument, sodass ich im Glauben war, es wäre eine Ausfertigung des Antrags. Ein derart falsches Dokument wäre mir doch aufgefallen und hätte ich niemals unterschrieben.
Dafür spricht auch, dass ich quasi dazu gedrängt wurde, mir in einem anderen Raum ein Video zu einer vorherigen Anlage anzusehen. Das sollte als Zeitvertreibt sein, während der Papierkram gemacht würde. Hier wurde dann mit Sicherheit in meiner Abwesenheit das Protokoll ausbaldowert und entsprechend unter die Formulare gepackt. Das konnte ich dann ja nicht mitbekommen.
Die Sparkasse KölnBonn ist auf jede Fall zu keiner Einigung bereit. Ich hatte einen Ombudsmann eingeschaltet, der mir auch Recht gab und die Beratung als Verkaufsveranstaltung betitelte, jedoch nahm die Sparkasse den Schlichtungsspruch auf Rückabwicklung nicht an. Ich hatte dann noch weiter verhandelt und Löcher ins Protokoll gebohrt (siehe oben), was dann wohl bei der Sparkasse den Eindruck erweckt hat, dass ich Recht haben könnte und dazu führte, dass sie sich nicht mehr äußern will. Ja, so kann man sich natürlich auch aus der Affäre ziehen, indem man einfach nichts sagt und sich tot stellt. Das heißt auf Deutsch: „Dann müssen Sie uns verklagen, von allein rücken wird Ihr Geld nicht mehr raus.“
Und dann reden alle von Nachhaltigkeit. Hier wird nur nachhaltiges Vergraulen von Kunden betrieben. Da muss sich niemand wundern, wenn Filialen nicht mehr besucht werden.
Das perfide ist: Der Anlagewunsch war ja Sicherheit. Und damit konnte sich die Sparkasse sicher sein, dass der Klageweg eher nicht gewählt wird, weil das Ergebnis höchst unsicher ist. Und damit hat sie recht. Und die Sparkasse kennt ja auch die Vermögensverhältnisse, die weiß also auch, dass man 10.000€ Prozesskosten (für alle Schäden zusammen, nicht dieser hier allein) nicht opfern wollen wird.
Ich frage mich abschließend, ob diese Beratung nicht sogar strafrechtlich relevant ist. Es war ein Angebot aus heiterem Himmel. Es wurde Verkaufsdruck ausgeübt, das Produkt gleich abzuschließen. Die Unterschrift des Protokolls wurde erschwindelt. Das Protokoll stimmt vorne und hinten nicht. Ich wurde abgelenkt, damit das Protokoll nicht in meinem Beisein erstellt wird. Es wurde ein Produkt verkauft, das eigentlich schon beim Kauf am Ende war. Meine aktuelle finanzielle Situation wurde nicht beachtet und in Kauf genommen, dass diese sich weiter verschlechtert.